Auf ihrer Facebook-Seite sieht man Krakow, wie sie in norwegischen Feierabend-Bars spielen. Diese Vorstellung ist zunächst grotesk. Hier atmosphärischer Post Metal, der sich freien Formen und regelmäßigen Verzweiflungsausbrüchen verbundener fühlt als den Menschen am Tresen. Dort verstörte Gäste, die vor der ausbrechenden Hölle durch Notausgänge fliehen. Dabei könnte man ruhig sitzenbleiben. Die auf den Alben “Monolith” und “Diin” zelebrierte Nähe zum Sludge und Punk weicht auf “Amaran” einem Streben nach Abwechslung, kontrapunktischen Melodieführungen und traumwandlerisch sicherem Prog-Denken. Immerhin warten Krakow jetzt eine Weile, bis sie Sänger Renè Misje im Opener “Luminauts” losschreien lassen. Davor bilden fein orchestrierte Gitarrenpickings das Leitmotiv des Songs. Subtrahiert man einige Grad von Krakows chronischer Schräglage, dann scheint eine musikalische Entwicklung durch, die man auch von Amplifier und Voivod kennt: Misanthrope, aber im Vergleich doch gefällige Melodien, die auf den jeweils späteren Alben wie trübe Fenster eines Kellerlochs funktionierten. Bassist Frode Kilvik garniert seinen Part in “Vitirol” mit reichlich Wah Wah und Reverb, während Schlagzeuger Ask Ty Arctander den hektischen Habitus seiner Pagan-Metalband Kampfar zugunsten eines trottenden Beats hinten anstellt. Für all diese Dinge braucht man Platz. Amaran spielt gekonnt mit der Energie der Latenz, wie man daraus großes Klangkino macht, hat Robert Fripp auf “VROOM” und “THRAK” vorgemacht.
weitere Platten
Minus
VÖ: 31.08.2018