Wir sitzen im vierten Untergeschoss eines alten Bunkergebäudes. Von der Decke hängt eine einzelne Glühbirne, es ist kalt. Uns gegenüber sitzt Deniz Cicek, sie raucht mehr als sie spricht, spricht nie mit uns. Denn eigentlich sind wir gar nicht da. Die kühle, schöne Sängerin mit der brunnentiefen Stimme ist absichtlich mit sich allein. Sie sitzt im Halbdunkeln und redet mit sich selbst. Ihre Selbstbespiegelung ist mal romantisch verklärt, mal brutal offen, nie aber aufdringlich. Die Musik im Hintergrund ist von einer beinah überzogenen, elektronischen Schlichtheit. Traumloser Dreampop mit einem Schlagzeug, das traurig voranstapft. Die Worte, die Cicek an sich selbst richtet, brauchen Platz und den bekommen sie. Die träge Schönheit und die immer wieder kehrenden stillen Momente erinnern an eine lange nächtliche Autofahrt. Denn anstatt den auf ihrem Debüt “Beauty” von 2010 angedeuteten Kurs des eingängigen Bandsounds zu verfolgen, fährt Robert Heitmann seine Sängerin allein in einem alten schwarzen Auto durch die Stadt. Im Bunker hat sie schon gefroren, auch hier ist es kalt. Unter Schal und Decken spricht sie weiter. Manchmal sieht er sie lange an, dann holpert seine Fahrt. Sonst fährt er jede Straße zu Ende, in die er eingebogen ist. Wir sitzen jetzt unbemerkt auf dem Rücksitz. Manchmal schlafen wir unwillkürlich ein, auch dann kein Traum. Wenn wir wieder aufwachen, sieht alles noch genauso aus wie vorher. Dunkel und schön. Unaufgeregt und unaufregend. Interview überzeugt trotzdem mit seiner geradlinigen Ziellosigkeit.
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Contrast (EP)
VÖ: 31.10.2015