Kratzen
III

„Ist Geld allein schon ein Verbrechen/ Und wann wird der Konsum zur Tat/ Gerät der Wohlstand nun zum Makel/ Gereicht Vermögen nur zur Scham“, singt Thomas Mersch im eröffnenden “Reichtum”. Ein Song mit stoischem Schlagzeugbeat, nicht minder stoischem Achtelbass, die Gitarre macht mit, kann aber auch ganz gut mit Pausen umgehen. Jeder nur so viel wie er muss, lautet die Devise bei Melanie Graf, Thomas Mersch und Stefanie Staub. Dieses Schema wiederholt sich nicht nur mit jedem Song, sondern auch mit jeder Platte.
Dass das nicht öde wird, liegt daran, dass Kratzen den Charme der NDW verinnerlicht haben und ihr Sound diese herrlich retroromantische Note reitet. Gemeint sind damit allerdings jene Bands, die man der NDW immer fälschlicherweise zur Profilierung angehängt hat. So wie Fehlfarben etwa. Wie deren Sänger werfen im Falle von Kratzen auch Mersch oder Staub einem zunächst die Schlagworte wie Knochen vor die Füße und offenbaren erst in der Vergemeinschaftung ihr gesellschaftskritisches Gesamtbild. Sie tun das nie übereifrig und plakativ, sondern mit zur Schau getragener Gelassenheit.
In der hypnotischen Repetition ihrer Krautrock-Elemente, die sie so gekonnt wie bedacht einsetzen, manifestieren sich dann die Slogans: „Wenn es jemand schafft, dann du“. Ein wunderbares Album vom tristen Mittelpunkt einer orientierungslosen BRD.
Das steckt drin: La Düsseldorf, Die Regierung, Die Sterne