Sie nennen es Krautwave und nehmen einem damit die Arbeit ab, mehr hinter dem zu suchen, was exakt so gemeint ist, wie es klingt. Die Disziplin, die Kratzen an den Tag legen, hat Methode. Das Kölner Trio aus Melanie Graf, Thomas Mersch und Stefanie Staub hat die Tugend, etwas nicht zu tun, über alles gestellt. Es gibt keine Solos, keine Breaks, keine Frontperson im Rampenlicht und keine Dramatik. Ganz so wie die geistigen Eltern dieser Musik, Neu!, Kraftwerk, Stereolab oder auch Joy Division und Spacemen 3, die Abwesenheit von Dynamik und Pathos zur Kunstform erhoben haben, steuern Kratzen unter der behutsamen Regie von Notwist-Produzent Olaf Opal ihre zehn Stücke auf geraden Bahnen in Richtung Pop. Dabei bleiben prägnante und ebenfalls auf ihren Kern reduzierte Textzeilen hängen und entwickeln ein Eigenleben. Die Musik auf “Zwei” weist sowohl zurück in die 80er als auch in die Zukunft. Unweigerlich transportieren Songs wie “Unten”, “Alles” oder “Geheimnis” mit ihrem simplen, aber eindringlichen Sprachduktus und düsteren Inhalten ein ungeschminkt tristes Lebensgefühl. An anderer Stelle verkünden Kratzen in “Still” und “Glauben” in stoisch psychedelischer Motorik, dass irgendwie alles gut wird, wenn wir den Moment als Lebensraum begreifen. Es grüßen “Monarchie und Alltag” und La Düsseldorf zu gleichen Teilen.