Alles sehr organisch, obwohl elektronisch, fand ich. Damals. Beruhigt kuschele ich mich in den ersten Song “New Earth”: Die Organe sind alle noch an ihrem Platz. Zwar ist “Tank” kein behagliches Album, aber die Identität von Kreidler steckt in jedem Ton. Ihre Herangehensweise folgte dem Gesetz der Band: Zusammenspiel, als wenn es um ein Live-Konzert ginge. Nach kurzer Probephase folgten die Aufnahmen dem First-Take-Prinzip, der nicht wesentlich manipuliert werden sollte. Nach Aufnahmen mit Tobias Levin in Hamburg liegt nun eine Platte vor, die in Laufzeit und Format Bezug nimmt auf große Vinyl-Würfe der 70er. Sechs Stücke zwischen sechs und acht Minuten lassen an Harmonia, Neu!, La Düsseldorf oder Can denken.
Nicht zuletzt aufgrund der Kreidler-Musik, die in ihrer Direkt- und Trockenheit gefangen nimmt. Mit ihren Stücken umspannen Kreidler die Pole Space-Funk und Minimalismus so routiniert wie unternehmungslustig. Das hypnotische Gas “Giants” ist das beste Beispiel für die Dynamik innerhalb des Gefüges aus vier Individuen, die so viele Freiheiten für den einzelnen finden, dass 6:44 Minuten nie trivial klingen. Das schwer rhythmisierte Saal wiederum kratzt entschlossen an der Grenze zum Funk, bis die Elektronik kurzzeitig Überhand gewinnt. Der Ideenkosmos des Vorgängers “Mosaic” 2014 wird hier zwar nicht in komplett neue Bahnen gelenkt, dennoch klingt die Band auf “Tank” wesentlich rauer und angriffslustiger. War gut, ihnen wieder eine Chance zu geben.
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