Das Granteln haben sie mit einem der berühmtesten Autoren Österreichs gemeinsam: Thomas Bernhardts Prosa waren legendäre Nackenschläge für die Austria. Kreisky dosieren ihr Gift mit weniger Hass, ihre Beobachtungsgabe ist aber ähnlich scharfsinnig. Dabei nehmen sie sich auch selbst zum Ziel wie in Veteranen der vertanen Chance. Mit “Blitz” feiern sie zum fünften Mal das Scheitern, im Alltäglichen wie im Grundsätzlichen, sind dabei aber bemüht, nicht unhöflich zu sein: Es gibt Tage, an denen ertrage ich keine Menschen/ Den Briefträger grüßen, das geht gerade noch. Auf “Blitz” sind sie sich ihrer musikalischen Mittel noch sicherer als zuvor – vermutlich eine Folge ihrer Arbeiten fürs Theater in den vergangenen Jahren. Ebenfalls nicht spurlos am Album vorbeigegangen ist Sänger Franz Adrian Wenzls Alter Ego Austrofred. In dieser Rolle singt er Austropop-Hits zu Queen-Melodien – stilecht mit Schnauzer und Fantasieuniform. So breitwandig wie in Ein braves Pferd und Depp des 20. Jahrhunderts klangen Kreisky jedenfalls noch nie. Egal, ob sie ihrer sich cool gebenden, aber eigentlich provinziellen Heimat eine mitgeben wie in “Saalbach-Hinterglemm” oder Geschlechterklischees in “Autokauf ist Männersache” aufs Korn nehmen, ständig entdeckt man neue Lieblingszeilen, die man sich am liebsten auf Jutebeutel drucken würde – tappte man damit nicht in die Falle: 180-Gramm-Vinyl? Ich wills haben! [ ] 120-Gramm-Vinyl macht mich krank. Touché!