Die Geschichte erinnert an “Rocky V”, aber sie ist wirklich passiert, deshalb ist das okay: 2005 ist zuhause bei Kristin Hersh ein Rohr kaputtgegangen. Die Reparatur wurde verdammt teuer, die Gründerin der Throwing Muses stand plötzlich in einer Pfütze und vor dem Nichts. Ihre neue Platte ist deshalb die erste seit Jahren, die sie machen musste, nicht nur wollte. Und natürlich – ihrer Musik konnte das gar nicht schaden. Die Texte sind voller prophetischer Anspielungen auf das persönliche Unglück, obwohl sie schon ein Jahr davor geschrieben wurden. Die Musik aber ist der eigentliche Befreiungsschlag. Reichlicher instrumentiert als zuletzt, hitziger in vielen Momenten, konsequenter zu Ende gebracht. Der Walzer “In The Shock” wackelt ins Album hinein, er müsste eigentlich von Fiona Apple sein, es ist aber doch Hersh, die hier mit Kleckerklavier, nachhinkender Gitarre, Drama-Queen-Streichern und dunkelblauer Stimme das eigene offene Herz operiert. Die Geige wird danach zum Schlüsselinstrument, zuständig für kleine Sticheleien und erhabene Pirouetten. Die Songs jedoch zieht es in andere Richtungen, hin zu den rigorosen Gitarrengrätschen von “Day Glo” und ernüchterten Hymen wie “The Thin Man”. Dass sich das Album dazwischen durch schmucklose Interludes aus dem Takt bringt, ist daher mindestens einen bösen Fanbrief wert. Darin auch noch über die trockene Produktion zu motzen, wäre allerdings nicht sehr taktvoll.
weitere Platten
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