Hätte er den ausgezogen, wären wohl sofort die Bouncer über ihn hergefallen und hätten ihn in eine dieser sagenumwobenen Vegas-Hinterzimmer-Kommandozentralen mit 25 Großbildfernsehern geprügelt, wo ein Alec-Baldwin-mäßiger Casino-Besitzer ihm dann das Nasenbein eingeschlagen hätte. Man hätte von Vile, seinen langen Locken und seinem benebelten Blick also eher ein neues LoFi-Chaoten-Album Richtung Wavves oder Jay Reatard erwarten können – tatsächlich wird der Gitarrist von The War On Drugs aber immer zugänglicher mit seinen Liedern, unkomplizierter und wohl auch konventioneller. “Smoke Ring For My Halo” ist sein viertes Album, und wenn der Song “Puppet To The Man” daraus im US-Autobahn-Radio zwischen Bruce Springsteen und Tom Petty liefe, würde den Truckern jetzt auch nicht gerade die Kappe hochgehen.
Viles große Kunst besteht darin, diese amerikanische Traditionsmusik von innen auszuhöhlen: Aus dem “Smoke Ring-Opener Babys Arms” holt er zum Beispiel ein psychedelisches Blubbern raus, das das eigentlich sehr direkte Liebeslied Richtung Deerhunter dreht. Überhaupt gibt es da Überschneidungen im Pop-Verständnis; es darf schon zerren und ziehen hinten in den Liedern, und man sollte sogar schön nuschelig singen, wenn man sich schon zum Freund der Gesellschaft erklärt wie Vile es mitten im Album plötzlich als esoterisch angehauchter Shoegazer tut. Der Song aber muss unangreifbar bleiben – er muss auch Leuten gefallen, die hier Einiges untergejubelt kriegen, das ihnen normalerweise nie im Leben gefallen würde.
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