Der richtig große Durchbruch blieb dem Duo aus Manchester damals leider verwehrt – dafür waren sie wohl immer eine Spur zu speziell, unerwartbar und komplex. Und doch gehören sie in jeden guten Kanon der elektronischen Musik der ausgehenden 90er. Was Lamb damals so ungewöhnlich machte, findet sich auch nun auf ihrem sechsten Album: dieser wirklich besondere Kontrast aus der geradezu ätherisch entrückten Stimme von Sängerin Lou Rhodes und den umso kantiger und drückender wirkenden Klangentwürfen von Produzent Andy Barlow. Verglichen mit ihren großen Alben von damals, auf denen häufig noch Drum’n’Bass oder Broken Beats die Klangtextur dominierten, wirkt “Backspace Unwind” spürbar entschlackter. Noch immer wummern und schieben die Beats mit subtiler Kraft, und doch ist alles deutlich reduzierter und nicht mehr so um die Ecke gedacht. Darüber hinaus wird es zuweilen regelrecht sakral – einige Songs atmen großen Freiraum, sind betupft mit echten Streichern, funktionieren ohne jeden darunter gelegten Beat und erinnern damit an die eher folkig gehaltenen Soloarbeiten von Rhodes. Doch kaum hat man sich in diesem Wohlklang gemütlich eingerichtet, wird man wieder aufgeweckt und die Party geht weiter: Ein Bass wummert aus dem Weltall herüber, die synkopierten Rhythmen gehen sofort in die Beine – und wäre da nicht der Engelsgesang, man wähnte sich auf einem tüchtig dampfenden Minimal-Rave. Wer so zurückkehrt, der darf gern bleiben – und zwar für lange Zeit.
weitere Platten
The Secret Of Letting Go
VÖ: 26.04.2019
5
VÖ: 05.05.2011
Between Darkness And Wonder
VÖ: 03.11.2003
What Sound
VÖ: 15.10.2001
Fear Of Fours
VÖ: 17.05.1999
Lamb
VÖ: 28.04.1996