Sie sind so anders als all die trendheischenden britischen Elektronik-Acts, die sich selber für die Coolsten halten. Sie sind so voller Wärme, Ehrlichkeit und ewig hoffender Melancholie, dass für ihre Musik, ihre ganze Präsenz nur ein Wort das richtige scheint: wunderschön. Es ist ein Meer der kunstvollen Klänge, in dem man hier versinkt. Von dunkel bis hell, von bitter bis süß, eben: “Between Darkness And Wonder”. Dem Gefühl hingeben, das war ihr Antrieb für Album Nummer vier. Deshalb verließen sie den Club, kehrten dem offensiven Party-Sound mit Arschwackelgarantie den Rücken. Das hier schiebt eher subtil, durch fein ausgedachte Percussions, durch dezent knackende Bassdrums, aber nie aufdringlich. Überhaupt ist vieles anders diesmal, und doch ist diese Platte durch und durch Lamb. Die um die Ecke gedachten Rhythmus-Strukturen, das leicht Wahnsinnige ihrer Arrangements verkommt nicht mehr zum Selbstzweck, zum Finden einer eigenen Nische, sondern es macht Sinn. Jeder Ton, jeder Sound – ob verstörend oder einlullend – muss exakt so sein, wie er ist. Das ist höchst intime, nahe gehende, dich berührende Musik wie von einem anderen Stern. Man entspannt sich, lässt laufen, hört auf zu denken. Zwischendurch, damit man nicht komplett den Boden unter den Füßen verliert, kommt er plötzlich wieder, der Drive, der in die Beine fährt. Verzwickte Latin-Rhythmen, flitzeflinke Bassläufe, das Hirn schaltet aus, der Nerv des körpereigenen Partyzentrums wird aktiviert. Ganz haben sie das Tanzmusikmachen nicht verlernt, aber es spielt eben nur noch eine untergeordnete Rolle. Denn es gibt Wichtigeres: den unendlichen, gleichmäßig und ruhig dahin gleitenden Fluss. Viel Liebe steckt in dieser Platte, ein Thema, über das Louise Rhodes mehr denn je zu sagen hat. Überhaupt: Wer Louise nicht lieb hat, dieses Traumwesen mit der großen Stimme zwischen Elfe und Kettenraucherin, der ist ein grober Klotz. Selten klang eine Herbstplatte so liebevoll wie hier.
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