Lambchops elfte Platte ist im Wortsinn ein Studioalbum, in dessen wohlig-warmes Mitgefühl Wagner und Produzent Mark Nevers punktgenau zweifelnde Untertöne hineinarrangiert haben. Im Opener “If Not I’ll Just Die” suggerieren die “Psycho-Sinatra”-Streicher nicht zum letzten Mal in formvollendeter Ambivalenz kuschelige 50er-Jahre-Wohnzimmer-Atmosphäre, obwohl man doch den Schmerz unter der Kruste förmlich pochen hören kann. Dennoch ist “Mr. M” ein positives Album, das um seine fortschreitende Gesundung weiß. Das führt öfter zu leicht wehmütigem, kontemplativem Soundtrack-Country, bei dem die Stimme in “2B2” oder “Buttons” zum zarten Ensemble-Instrument wird. Und wenn Wagner in “Gone Tomorrow” das Wort “love” liebevoll wie einen Farbklecks auf den Song tupft, ist das fast schon mehr Herzenswärme, als man auf einen Schlag ertragen kann. An “Gar” sind dann gleich mehrere Dinge großartig: der tolle, von Wagner auf ureigene Art akzentuierte Text. Dass die ersten drei Minuten des Songs so nah dran sind, wie Lambchop einem Mumford & Sons-Vergleich jemals kommen werden. Dass danach ein vierminütiges Lounge-Jazz-Outro ohne eine langweilige Sekunde folgt. Und dass am Ende die Bassdrum noch zweimal wie ein müdes Herz klopft, nachdem der Song längst verklungen ist. Wenn gegen Ende dann die wohltemperierten Country-Teppiche zunehmend im Gleichklang aufgehen, ist das zwar etwas ermüdend, aber trotzdem klug kalkuliert: Große Emotionen kommen im Alltag an. Heilung wie aus dem Lehrbuch.
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