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    Lambrini Girls
    Who Let The Dogs Out

    VÖ: 10.01.2025 | Label: City Slang/Rough Trade
    Text: | Erschienen in: VISIONS Nr. 382
    Schönheit
    Lambrini Girls - Who Let The Dogs Out

    Was für eine Energie! Machohafte “Big Dick Energy” hat allerdings sowas von ausgedient, das machen Lambrini Girls auf ihrem heiß ersehnten Debütalbum unmissverständlich klar.

    “Big Dick Energy” ist ein wahrer Überfall aus wirbelndem Schlagzeug, halsbrecherisch schnell gespielter Gitarre und rasierklingenscharf herausgeschrienem Gesang. Phoebe Lunny und Lilly Macieira lösen alle Versprechen ein, die sie vor anderthalb Jahren mit ihrer EP “You’re Welcome” und einem brennenden Kackhaufen auf dem Cover gegeben haben. Gestärkt durch unzählige Auftritte und Supportshows für Iggy Pop, Shame, Frank Carter & The Rattlesnakes oder Gilla Band geben die Girls aus Brighton nun Vollgas, musikalisch und inhaltlich.

    Denn nicht nur schwanzgesteuerte Macker erregen Macieiras und Lunnys Zorn, sie prangern auch soziale Missstände im Brexit-gebeutelten Großbritannien an oder knöpfen sich das Phänomen “Filthy Rich Nepo Baby” vor: Kinder reicher Leute, die so tun, als entstammten sie der Arbeiterklasse, weil es gerade schick ist, sich auf Social Media in abgerissenen Klamotten zu präsentieren.

    Das bereits als Single veröffentlichte “Company Culture” ist eine bitter-ironische Abrechnung mit sexueller Belästigung am Arbeitsplatz, ebenso zweideutig und böse kommt “No Homo” daher, ein Song gegen Trans-, Schwulen- und Lesbenfeindlichkeit, verkleidet als pseudo-affirmatives Gegröle, wie man es leider noch allzu oft in Fußballstadien oder Eckkneipen hören kann. Ihren handfesten britischen, Cider-geölten Humor zeigen Lambrini Girls in “Cuntology 101”: Zu fröhlich fiependen Synthie-Dance-Beats singen sie, wie „cunty“ sie sich ihre Freund*innen wünschen, und klingen dabei wie ihre queeren Schwestern im Geiste von Le Tigre oder Chicks On Speed.

    Ernst gemeint ist hingegen der Schlussmach-Song “Love”, ein furioser Sturm aus donnerndem Grunge-Schlagzeug und nach unheilvollen Sirenen klingenden Gitarren, die keinen Zweifel über das Ende dieser Beziehung offenlassen. Im brachialen Opener “Bad Apple” fordern Lambrini Girls gerechte Strafen für Vergewaltiger, adressieren direkt die untätige Polizei und galoppieren wütend in den nächsten Song.

    Im gerade mal 17 Sekunden langen Zwischenspiel “Scarcity Is Fake (Communist Propaganda)” werden Ausschnitte aus Reden des US-Bürgerrechtlers Kwame Ture und der marxistischen Feministin Angela Davis montiert, die beide den Kapitalismus im Zusammenhang mit Ethnie diskutieren. Lambrini Girls sind explizit politisch, explizit queer und explizit wütend – und immer zu einem derben Witz auf deine Kosten bereit. Man sollte sich besser nicht mit ihnen anlegen.

    Das steckt drin: Amyl And The Sniffers, Dream Wife, War On Women