Land Of Talk
Applause Cheer Boo Hiss
Text: Carsten Sandkämper
Mit dem Debüt der Montrealer hätte nämlich so einiges passieren können, hätte es die unzähligen Produktionshürden eines “internationalen Wettbewerbsproduktes” nehmen müssen. So manche Kante und geile Schrägheit des Trios hätte unsere Ohren nie erreicht. Durch den Umstand aber, dass die ursprünglich als EP in Eigenregie veröffentlichte Musik zuerst einmal in den Untiefen der Indieblogs Wellen schlug, bevor One Little Indian den Zuschlag für den Release des Materials (plus 3 neuer Songs) erhielt, ist das hier der gleiche großartige Wurf, der im vergangenen Jahr die andere Seite des Ozeans auf den Kopf stellte. Zu Recht, denn das hier ist wirklich spannend. Witterte ich noch beim grandios treibenden Opener – und der Single – “Speak To Me Bones” die atemlose Rhythmik früher Joy Division, verschaffte sich das Album im weiteren Verlauf immer mehr Raum, vor allem für eine der tollsten Stimmen, die mir seit PJ Harveys “Rid Of Me” Gänsehaut bescherten. Elisabeth Powell ist definitiv eine kleine Sensation, denn ihre Präsenz geht über das Gesungene hinaus, ohne aus der Musik hinauszutreten. Sagenhafte Leistung einerseits, schwer zu beschreiben andererseits. Hier und da episch ausufernd wandert die Musik zwischen Sonic-Youth-Sozialisation und unbestreitbaren Postpunk-Wurzeln hin und her. Harmonisch erhaben, offen für Experimente, aber immer dem Song verschrieben. Land Of Talk werden im Herbst im Vorprogramm der Decemberists in Deutschland sein. Eine Paarung, die ehrlich gesagt nicht wirklich glücklich erscheint. Als Support für Menomena oder Mercury Rev würde eher ein Schuh draus. Trotzdem: Hingehen und Staunen!
weitere Platten
Calming Night Partner (EP)
VÖ: 12.11.2021
Indistinct Conversations
VÖ: 31.07.2020
Some Are Lakes
VÖ: 10.10.2008