Last Train
III

Den Nachfolger zu “The Big Picture” (2019) haben Last Train in einem verfallenen Schloss im Winter bei Eiseskälte aufgenommen. Das schlägt sich in einer dichten Atmosphäre nieder, wenn etwa “Home” das Album nur mit einem Pochen und geflüstertem Gesang eröffnet und sich bis zur Mitte seiner sechsminütigen Laufzeit dissonant aufbaut. Oder wenn “This Is Me Trying” für die ersten anderthalb seiner fünfeinhalb Minuten nur aus ruhigen Gitarrenklängen und hallendem Geschrei besteht.
Auf der anderen Seite der Medaille steht ein forderndes Gitarrenalbum mit langen Songs, auf die man sich einlassen und für die man Geduld mitbringen muss, da Last Train eingängige Passagen oft verweigern. Stattdessen lebt “III” größtenteils von seiner Laut-Leise-Dynamik.
Das funktioniert herausragend, wenn sich etwa “How Does It Feel” von einer Pianoballade im Stile Radioheads oder “This Is Me Trying” zu Post-Rock-Kolossen aufbauen, “Home” in der Songmitte nach den frühen Math-Tagen von Biffy Clyro klingt und sich das abschließende “I Hate You” von einer Akustikballade über Grunge und Noise zu Alternative Rock entwickelt. Gleichzeitig hätte “III” mehr von der Eingängigkeit in Songs wie “The Plan”, der als einziger Track unter vier Minuten ins Ziel kommt, dem zwischen dreckigen und zugänglichen Klängen changierenden “All To Blame” oder “One By One” vertragen. Mehr Bauch wäre hier gut gewesen.
Das steckt drin: Mogwai, Placebo, Radiohead
weitere Platten
The Big Picture
VÖ: 13.09.2019
Weathering
VÖ: 07.04.2017