Late Night Venture
V: Bones Of The Extinct
Untergangsfantasien gehören zum Inventar des Genres. Es verwundert also kaum, wie genüsslich schmerzerfüllt sich das Quintett zu Beginn des Albums in dreckigem Zeitlupen-Sludge suhlt und Naturgewalten beschwört. Unsere real drohende Fossilwerdung ist halb in Sichtweite, das Cover deutet es aber schon an: “V: Bones Of The Extinct” lebt von Überzeichnung und dem Spiel mit Klischees. So wird die Single “Mammut” nicht nur ihrem Titel gerecht, sondern besticht auch durch raffiniert gezwirbelte Riffs, ein entrückt-ekstatisches Solo und retrofuturistische Synthesizer. Auf dem gesamten Album erkunden Late Night Venture die Möglichkeiten kosmischer Musik und gelangen zu einem fabelhaften Sounddesign, das etwa den Closer “Prognosis Negative” mit müdem Dröhnen und splitterndem Glas zu einer bedrückenden Hörerfahrung macht. In die plastisch gezeichnete Postapokalypse schleicht sich aber spätestens mit “Armed Warrior” ein bisschen viel Tough-Guy-Attitüde ein, deren Bewertung auch davon abhängt, wie sehr man “V: Bones Of The Extinct” auf den Genre-Bruch verpflichtet. Gerade in den treuherzigeren Metal-Momenten scheint die stetig suchende Band zwar endlich angekommen, aber auch weniger packend als im klirrenden, langsam entgleitenden Post-Rock-Ausreißer “Reappear”. Für den Moment passt die Balance – ob Late Night Venture sie weiter halten können, muss sich zeigen.
Das steckt drin: Blood Incantation, Cult Of Luna, Harakiri For The Sky