Laura Carbone
Live At Rockpalast

Die Arbeit am dritten Album liegt auf Eis und ans Touren ist nicht zu denken. Um dem Corona-Vakuum etwas entgegenzusetzen, hat Laura Carbone einen Mitschnitt ihres Rockpalast-Auftritts vom Oktober 2019 veröffentlicht und schlägt so zwei Fliegen mit einer Klappe: ein neuer Release und ein wenig – schmerzlich vermisstes – Live-Feeling. Tatsächlich ist die Wucht und Energie beachtlich, die “Live At Rockpalast” ins Wohnzimmer transportiert. Der Opener “The Empty Sea” lässt es bedächtig angehen, entfesselt gegen Ende aber schon mal eine kreischende, fauchende Wall-of-Sound. Es bleibt düster und druckvoll: Das Mantrahafte “Who’s Gonna Save You” und das sich gemächlich anschleichende “Silk Road” entfalten sich zu mächtigen Psychedelic-Blues-Brocken, während der flotte Dunkelrocker “Swans” zeitweilig im Noise-Inferno versinkt. Etwas leichter und anschmiegsamer kommen “Lullaby” und “Tangerine Tree” mit ihrem Americana- und Dreampop-Flair daher, während das cinematische “Nightride” eine nächtliche Autofahrt durch einen Wüstensturm untermalen könnte. Fulminant wird es nochmal im Zugabenblock: mit dem staubtrocken lärmenden “Cellophane Skin” und dem bluesigen Aretha-Franklin-Cover “Never Loved A Man (The Way I Love You)”, in dem Carbone ihre eindrucksvollen stimmlichen Qualitäten voll auskostet. “Live At Rockpalast” ersetzt vielleicht kein echtes Konzerterlebnis, macht aber ordentlich Lust auf Carbones nächste Tour.