Was war “Beasts Of Seasons” aber auch für ein trauriges, gelähmtes, endgültiges Album. Irgendetwas muss also passiert sein, dass “La Grande” jetzt klingt wie aufgeweckt, aufgebaut und am Haar aus dem dichtesten Nebel der Welt gezogen. Die Stimme der Portlanderin ist immer noch altmodisch quäkig, jedes Wort rollt an jedem Zahn vorbei, bevor sie es entlässt, aber in ihren minimalistischen Deprifolk ist Leben eingekehrt; es rasselt und knarzt und quiekt, als hätte sie permanent ein zufriedenes Lamm im Schoß und Marshmallows für Landstreicher im Feuer. Mal steigt Gibson fast ins Jodeln, dann geht irgendwo ein Küchenschrank auf und Streicher schweben, pardauz, gegen das schlafende Banjo auf dem Bettvorleger. Die alte Frau im Lehnstuhl hängt sich die Pfeife an den Kragen und schnipst den Takt. Ruhig und gesetzt und persönlich ist das immer noch, vor allem in “Milk-Heavy, Pollen-Eyed” mit seiner hübschen Holzbläsermelodie, die sich sanft im Klimpern wiegt und dabei so selbstverständlich verloren ist. “I cannot keep myself from stumbling back to you.” Das Gegengeschenk fürs fünfte Gibson-Album kann nur ein Strauß getrockneter Blumen sein, die Bonbons kleben in der Schale zusammen, der Sommer ist vorbei, aber wir haben es warm und gemütlich. Natürlich wühlen die schiefe kleine Hymne “Skin, Warming Skin”, der schrobig durch die Natur torkelnde Hühnerabklopf-Song “Red Moon” und das nachdenklich gezupfte “Crow/Swallow” niemanden so tief und gründlich auf wie Gibsons Beerdigungsmusik zuletzt, aber es beruhigt doch sehr, dass sie mindestens so gut heilen wie zerfallen kann.
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