Okay, mit großer Sicherheit ist sie das. Aber Marling ist so ein overachiever – klug, talentiert und vor allem immer schon furchtbar reif für ihr Alter. Bereits mit 18 klang sie anmutig und ernst, fragil und willensstark zugleich. Für ihr neues Werk hat sich die mittlerweile 27-Jährige eine Zeile des römischen Dichters Vergil über die Wankelmütigkeit des Weibes geschnappt und zurechtgestutzt. Übrig blieb: “Semper Femina” – Immer Frau. Wie der lateinische Titel besagt, widmet sich Marling diesmal ganz dem Thema Weiblichkeit und ihrer Beziehung zu anderen Frauen. Dabei legt sie mit dem Opener “Soothing” zunächst eine verwirrende Fährte. Mit smoothem Bass, verführerisch an- und abschwellenden Streichern und Zeilen wie You can?t come in/ You don?t live here anymore spielt Marling ein Spiel aus Anziehung und Ablehnung und erweckt den Eindruck einer neuen Inkarnation. Doch gleich im folgenden “The Valley” ist sie wieder ganz Folkie. Ein gediegener Folkie, versteht sich, mit feinsinnigem Gitarren-Picking, jazzig-bluesigem Vibe, etwas arg dick aufgetragenen Streichern und dieser grazilen, etwas unnahbaren Stimme, die manchmal in einen Lou Reed-haften Erzählton verfällt. Dabei achtet Marling darauf, dass der Wohlklang nicht überhandnimmt, variiert die Arrangements, streut eine verzerrte Gitarre oder eine billige Drum-Machine ein. Doch so gekonnt und smart “Semper Femina” ausfällt – wirklich hängen bleiben oder gar ins Mark treffen, können die Songs nicht. Hits zu schreiben, scheint Marling meist zu schnöde zu sein. Schade.
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