Nicht, dass “Imagine Our Love” frei von belanglosen Hübschheiten gewesen wäre, und Sängerin Becky Stark ist eben auch vor allem dafür bekannt, dass ihre Stimme gut zu denen von den Decemberists und Zooey Deschanel passt, aber “Incorruptible Heart” entschuldigt das nicht. Die walzerschweren Songs, die alle so allumfassend sinnlose Namen tragen wie “Everybodys Hearts Breaking Now”, “Oh My Beautiful World” oder “Everybodys Song”, klingeln und zirpen und streichquartetten sich äußerst hübsch um den Nadelbaum, achten dabei aber nicht drauf, ob überhaupt noch jemand im Raum ist. Stark tiriliert, die Arme von Schlagzeuger Ron Regé müssen vor lauter Trägheit schon sehr schwer sein, und wo ein Klavier reinpasst, wird auch eins reingeschoben. Merkwürdig ist nur, dass “Incorruptible Heart” gar nicht ausdrücklich als Weihnachtsalbum verkauft wird, obwohl vor allem “Just Passing By” nicht offensichtlicher von “Have Yourself A Merry Little Christmas” (in der Originalversion von Judy Garland oder jeder anderen) geklaut sein könnte und als Extra zum Gingerbread Latte problemlos Indiemusik-ferne Käuferschichten von neun bis 99 einsammeln könnte. Der Rest bleibt nah dran. Wer gerade in einer Kirche ist oder großer Fan von Musical-Soundtracks, der mag die zarte, gekünstelte Schönheit von Lavender Diamond zu schätzen wissen; den anderen fehlen daran die echte Melancholie und Ironie, die Folk-Neuerfinder sonst auszeichnet. So bleibt die einzige Überraschung auf “Incorruptible Heart” das housige “Light My Way”, das aber vielleicht auch mehr ein Versehen war.
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Now Is The Time
VÖ: 04.12.2020
Imagine Our Love
VÖ: 07.05.2007