Lee Bains III & The Glory Fires
Youth Detention
Text: Juliane Kehr
Was im ersten Moment befremdlich klingt, ergibt mit Blick auf das dritte, in Nashville live aufgenommene Album der Band aber Sinn. Die Musiker um Frontmann Lee Bains kommen aus Birmingham, Alabama. Die Missstände dort beobachten sie genau und sprechen über sie in ihren Texten, statt mit dem Finger auf Dinge zu zeigen, die sie nur aus den Nachrichten kennen. So heißt es im Song “Learn To Ride” I dont matter how good it sounds/Dont you never sing a lie. Der Titel “I Can Change” beginnt mit einem Zitat der Politaktivistin Assata Shakur, die wegen Mordes verurteilt im kubanischen Exil lebt. Es endet mit den Worten: alles was wir zu verlieren haben, sind unsere Ketten. Das wird im Folgenden doppelt unterstrichen von einem krachenden Punkriff und den von Bains klagend skandierten Worten des Songtitels. Die persönliche Ebene der politischen Kritik, das wertfreie Aufzeigen, statt vorschnell zu urteilen, zieht sich als roter Faden durch alle 17 Songs. Mal dominieren Punk-Gitarren, mal klingt das Quartett, als hätten sich Bruce Springsteen und die frühen Kings Of Leon zum Jammen getroffen. Dann sind da natürlich auch die Southern-Rock-Gitarren, ohne die Lee Bains kaum behaupten könnte, musikalisch tief im Süden verwurzelt zu sein. Gelegentlich nehmen diese Lynyrd-Skynyrd-Elemente etwas Überhand. Von Sweet Home Alabama-Belanglosigkeiten ist die Band jedoch weit entfernt, dazu wissen die vier zu genau, was sie wollen.