Zwar ist der Zorn, der diese lärmenden, schweißverklebt nach vorne treibenden zwölf Songs durchdringt, durchaus gossentauglich. Doch der Opener trägt nicht umsonst den programmatischen Titel “Wiener Schule”. Wo die stilprägenden, hier zuvorderst im elektronischen Furor Pate stehenden Digital-Hardcore-Begründer Atari Teenage Riot vor allem schlichte Slogans bemühten, verweisen die sprachgewaltigen und dabei auch mal gestelzten Texte der Leftovers vor allem auf Grübel-Poeten wie Jochen Distelmeyer, Tocotronic und andere Klassenbeste. Die Musikalität, die sich bei allem Lärm und allen Verzerrungen immer wieder herausschält, setzt die Leftovers allerdings von betont dilettantisch agierenden Vorbildern ab. Doch zum Glück stellen die vier Musiker:innen ihr Können nie selbstgefällig aus und drücken die Harmonielehre zu Gunsten maximaler Pit Power auch mal mit dem Gesicht in die Pissrinne. Brillanz ohne prätentiöses Geniegetue, dafür mit dem Aroma von Dosenbier durchwirkt,das in die durchgegammelten Polster des Rauchersofas im besetzten Haus sickert, das muss man so überzeugend abgefuckt und schlau erstmal hinkriegen. Nicht auszumalen, wie dieser Niveau-Siff-Punk erst live explodieren muss!
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