Fistelt Leoniden-Sänger Jakob Amr selbst in “River”, dem Opener und einzig erträglichen Song auf ihrem zweiten Album. Also, wenn dieser infantile Chor im Hintergrund nicht wäre. (Merke: mit Chören kann in der deutschen Popkultur-Landschaft nur Konstantin Gropper alias Get Well Soon umgehen.) Bei den Kielern passiert grundsätzlich viel zur gleichen Zeit, sagen sie ebenfalls selbst, hört man natürlich auch, etwa wenn im überfrachteten “People” Handclaps und Vier-Viertel-Bassdrum-Interludes noch am wenigsten nerven. Muss man auch erstmal schaffen. Die größte Unverfrorenheit rund um Leoniden liegt aber darin, dass sie Indierock sein sollen, wo sie doch offensichtlich blanker Pop sind, hier und heute noch mehr als auf dem Debüt voriges Jahr, das auch schon hart am Geduldsfaden nagte. Es reicht eben nicht – beziehungsweise greift zu hoch – möglichst alle erreichen zu wollen, denn dann erreicht man am Ende niemanden mehr. Nicht Träger angesagter Klamotten, nicht das Indie-Publikum (was immer das ist), nicht tanzwütige Liebhaber von Falsett-Soul. Was Leoniden seit ihrer ersten, sogar recht guten EP “Invert India” durchlaufen, ist die gefährliche Sorte Popwerdung, bei der man sich so lange von Geldscheinbündelwedlern oder sonstigen angeblichen Bescheidwissern belatschern lässt, bis ein Spot im Vorprogramm der verdammten Arkells winkt. Nächste Station: beide Bands auf der Bühne mit Bastille. Das kann nicht, das darf nicht die Musik sein, der man seine Leidenschaft und damit einen Großteil seiner wertvollen Zeit auf der Erde widmet. Nix wie weg hier.
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