Leoniden
Complex Happenings Reduced To A Simple Design
Text: Juliane Kehr
Es beginnt mit viel Falsett zu Klavierklängen, so weit so gewöhnlich. Doch dann folgt “Funeral” mit der Zeile “We fell in love at the funeral of the world”, dazu hibbelige Pop-Rhythmen, Bläser und Sänger Jakob Amr, der am Limit kreischt. Spätestens hier wird beim Hören aus dem Was-auch-immer-Gefühl ein Bitte-was-Fragezeichen: Warum schreit er denn so, wenn er doch grad jemand Gleichgesinnten am Ende der Welt gefunden hat? Die nächste unbeantwortete Frage stellt “Home”, das bis zum Schluss offenlässt, ob es eine Michael-Jackson-Parodie oder -Hommage sein will. Mit plakativen Erkenntnissen wie “My home is when I’m next to you” groovt sich Amr jauchzend durch den Song. Für “Boring Ideas” lädt die Band dann Drangsal zum Kopfstimmenduell ein und liefert damit direkt den besten Song der Platte, weil er wenigstens ein bisschen freilegt, wie es sich anfühlt, angepisst zu sein – das hat nämlich eher wenig mit Geigen, Kinderchören und Geklatsche zu tun. Zehn Songs in dieser Stimmung ohne diese unsägliche Kuhglocke, die in zu vielen Songs scheppert, und Leoniden hätten ein gutes Album zusammen gehabt. Stattdessen holen sie noch Pabst zum Song “Freaks” dazu und klauen im Refrain ein Stück von Eric Claptons “Tears In Heaven”. Hat wahrscheinlich keiner gemerkt, weil alle zu sehr damit beschäftigt waren, aufgesetzt fröhlich und banal zu sein. Nicht, dass man am Ende noch aus Versehen etwas fühlt.
weitere Platten
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VÖ: 23.08.2024
Again
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VÖ: 08.04.2016