Schließlich ist alles an “The Congregation” auf Attacke gebürstet. Wohl dosierter Metal, griffige Melodien, stromlinienförmige Riffs, punktgenaue Produktion und – gemessen am Video zum Opener “The Price” – vier gut gekleidete Frisuren-Typen in den besten Jahren zeigen: Leprous haben eine Menge vor. Angefangen bei den Songs, die an Frontmann Einar Solbergs Computer entstanden sind, bis hin zum bewährten Mix durch Jens Bogren (Opeth, Devin Townsend, Katatonia, u.a.) ist “The Congregation” alles andere als ein Zufallsprodukt. Dass es trotzdem organisch klingt, liegt an Stücken, die nicht vermeintlichen Vorbildern nacheifern, sondern eine ganz eigene, dramatische Melodik haben. Zudem buchstabiert das nach wie vor extrem junge Quartett inzwischen mit erstaunlicher Sicherheit das gesamte Alphabet progressiver Rockspielarten, angefangen bei verschachtelter Polyrhythmik in Triumphant über exzessive Ausbrüche in Rewind und dramatische, fast schon kitschige Epen wie “Slave” bis zur permanenten Verschmelzung verschiedenster Genres. Die seltsame Instrumentierung mit Schlagzeug, Keyboards und zwei Gitarren resultiert in einem sehr speziellen Sound, der Industrial, Prog Metal, Ambient, Pop und vieles dazwischen zulässt. Am Ende gebührt Solberg das Kompliment, die manchmal disparat klingenden Songs mit einer der interessantesten Stimmen im zeitgenössischen Prog zusammenzuhalten. Im Sinne größerer Zugänglichkeit hat sich die Band einer gewissen Stromlinienkur unterzogen – was bei anderen jedoch in Clownerie endet, lässt Leprous eindringlicher und entschiedener klingen.
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