Gut 70 Minuten strukturierter, massiver Wahnsinn in Noiserock-Form. Es bleibt dabei: Diese Band ist einzigartig.
Sieben Alben im Dienste des wohl gesetzten Lärms – das Hückelhovener Trio kennt kein Erbarmen. Nun also “Sonic Silence”, dessen Titel die Irreführung des Jahres ist, denn still ist hier gar nichts – aber so will man das ja auch. LHQWE hören, heißt Grenzerfahrungen in Sachen Lautstärke, Härte und Intensität machen; so auch hier, wenngleich es zugänglicher los geht als gewohnt. “The Whole World” ist in Struktur und Aufbau ein fast klassischer Rocksong, der nur eben ein bisschen krachiger als üblich um die Ecke biegt. Was nachfolgend in den nächsten 20 Minuten passiert, ist hingegen ein einziger höllischer Extremitäten-Taifun. Instrumentaler Noiserock der kompromisslos härtesten Sorte, mit viel Struktur und wenig zum dran festhalten, mit unfassbar viel Wumms und ohne jegliche Gnade. Danach: “Demagogue”, ein Stück, das klingt, als hätten Primus und Unsane eine neue Selbstmord-Hymne geschrieben. Und so geht das weiter. Mal mit Markus Kreutzers rausgepresster Stimme zwischen Manie und Demoralisierung, oft auch gänzlich ohne, werden hier die Grenzen zwischen Noise, Rock, Wave, Indie, Songwriting und Chaos neu ausgelotet. Das alles ist zumeist wieder deutlich härter und verstörender als das vergleichsweise zugängliche letzte Album “Moto Fuzz”, und das hat auch seinen Grund: “Sonic Silence” ist (bis auf einen Song) eine Raritätensammlung mit bislang unveröffentlichtem Material aus der Zeit, als `bluNoise`-Paps Guido Lucas bei ihnen noch den Bass malträtierte. Und doch sind diese Songs weit mehr als Studio-Outtakes. Denn sie bieten sämtliche Facetten dessen, wie man aus Krach wunderbare Musik entstehen lassen kann.
weitere Platten
Für eine Handvoll Euro
VÖ: 05.04.2004
Moto Fuzz
VÖ: 22.01.2001
Kairo
VÖ: 30.11.1999
220 Bowery
VÖ: 01.01.1900