Leto
Leben und tot
Die elf Songs docken mal bei Captain Planet, mal bei Love A, vor allem aber bei Turbostaat an, beim Sound und auch qualitativ. “Pronomina” erinnert mit seiner treibenden Melancholie etwa an Turbostaat, Leto drücken dem Song dank des ins Schreien kippenden Gesangs von Jannes von Richthofen aber einen eigenen Stempel auf.
Zehn der elf Songs peitschen Bass und Schlagzeug so nach vorne, dass aus dem ursprünglichen Post-Punk von Leto regelmäßig Post-Hardcore wird, wenn von Richthofen mit seinem Geschrei sowohl Verzweiflung als auch Verärgerung zum Ausdruck bringt. In “Blackbox Lost” etwa darüber, dass die Fronten auf allen Seiten verhärtet sind. In “Wandsbek bei Regen” zeichnen Leto wiederum ein bedrückendes Bild des Hamburger Stadtteils: “Backstein und Bomben/ Backwaren und Plomben”.
Den oft düsteren Texten mangelt es aber nicht an Hoffnung. Das rasende “Sechs” zollt etwa der Stärke einer sechsmal an Krebs erkrankten und sechsmal genesenen Freundin des Frontmanns Tribut. Das Leben feiert der Opener “Süchtig nach allem”. Das hohe Tempo drosseln Leto nur in “Bei Jobs, die man nicht erklären kann, fließt das Geld entlang”, lassen den Song zum Ende hin aber post-rockig ausbrechen. “Leben und tot” ist eine ansteckende und eingängige Post-Punk-Platte, auch dank der zwischen kryptisch und direkt changierenden Texte.
Das steckt drin: Lygo, Matula, Turbostaat
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