2018 wusste die Hamburger Band mit ihrem Debüt “Vor die Hunde” noch nicht so richtig, wo sie zwischen Matula, Duesenjaeger und Love A hingehört. Mit ihrem zweiten Album “Wider” scheinen sie ihren Platz gefunden zu haben. Letos Post-Punk schmeckt nach Resignation und Verfall, manchmal bricht er jedoch so sehr in Richtung Emo und Hardcore aus, dass man die Band an der Leine zurückziehen möchte – aus Angst, dass sie sonst nicht mehr in die Post-Punk-Welt zurückfindet. In “Klaue” schlängeln sich melodische Gitarren überlegt vorwärts, während Sänger Jannes Hecker seine Stimme im Refrain überschlagen lässt. Manchmal singt er Worte so schnell hintereinander, dass man sie kaum versteht. Das passt gut zu den sperrigen, metaphorischen Texten, auch in Songs wie” Katzenwäsche” und “Treibsand”. In “Kammerflimmern” macht dann sogar Jörkk Mechenbier mit. Der Love-A-Sänger wirft in den Strophen mit losen Worten um sich, und mehr braucht der düstere Song auch nicht, um klug auf Isolation und Menschen aufmerksam zu machen, die von der Gesellschaft abgehängt wurden. Der direkteste und damit ungewöhnlichste Song ist “Rotenburg”, in dem Leto mit der heimischen Provinz und deren geradlinigen Strukturen abrechnen – ein Schlag mit der Faust, mit dem die Band sich auch selbst an einer ziemlich empfindlichen Stelle trifft.
weitere Platten
Leben und tot
VÖ: 17.11.2023
Vor die Hunde
VÖ: 31.08.2018