Liam Gallagher
Knebworth 22
Ganz so groß fällt es bei “Rkid” alleine dann aber doch nicht aus. An den beiden Tagen im Sommer 2022 füllte Gallagher mit einer gelungenen Support-Auswahl (unter anderem Kasabian, Amyl And The Sniffers und Fat White Family) das Gelände 26 Jahre nach den Mega-Shows mit “nur” insgesamt 170.000 Leuten. Immerhin: Das letzte Mal als der Knebworth-Acker ähnlich gut besucht war, stand Robbie Williams auf der Bühne – das war 2003. Gallagher hat dafür auch alles in seiner Macht Stehende getan. Mit seinen drei Nummer-Eins-Soloalben zielt er auf pure Nostalgie-Gefühle zwischen den Beatles und Oasis. Doch am Ende – so ehrlich muss man sein – geht die Hälfte nur wegen Songs letzterer zu Liams Konzerten – ungeachtet der Qualität seiner Platten. Daher setzt er auch optisch auf das, was man von den legendären Auftritten 1996 kennt: Gallagher trägt wie immer Parka und hat nach zwischenzeitlichem Buzzcut wieder die gleiche Frisur wie damals. Würde es nicht schon “Knebworth 1996” (2021) geben, könnte man abgesehen von ein paar Falten denken, das Cover zeige den 24-jährigen Liam. “Knebworth 22” spart sich allerdings einiges: “I Am The Resurrection” (The Stone Roses), den kurzen Champions-Chant und “Fuckin’ In The Bushes” vom Band sind nicht zu hören, dafür steigt Gallagher unter frenetischem Jubel sofort mit “Hello” ein und betont: “It’s good to be back”. “Rock’n’Roll Star” widmet Gallagher danach Ex-Oasis-Gitarrist Paul “Bonehead” Arthurs, der aufgrund einer, mittlerweile überstandenen, Krebserkrankung nicht dabei ist. Bis dahin ein guter Einstand mit zwei auch gesanglich packendenden Songs von Gallagher. Dann wird’s komisch: Eigentlich müssten laut Setlist “Morning Glory” und “Wall Of Glass” kommen, doch “Knebworth 22” geht direkt zu “Shockwave” über. Sehr fragwürdig, warum man einen so großen Oasis-Song und Liams Solo-Comeback-Single unter den Tisch fallen lässt. Das betrifft auch fünf weitere Songs, am schwersten wiegt “Live Forever”. Trotzdem: Man spürt und hört, dass das Publikum jede Zeile nicht nur von den überwiegenden Oasis-Hits, sondern auch Liams Songs mitbrüllen kann. Auch wenn der Dreck von “Knebworth 1996” fehlt, beendet Gallagher zusammen mit John Squire von The Stone Roses mit “Champagne Supernova” ein perfektes Livealbum für Liam-Fans und der Erkenntnis: So nah wird man Oasis wohl nicht mehr kommen. Oder?
Das steckt drin: Beatles, Oasis, The Stone Roses
weitere Platten
Diamond In The Dark (EP)
VÖ: 29.07.2022
Down By The River Thames (Live)
VÖ: 27.05.2022
C'mon You Know
VÖ: 27.05.2022
MTV Unplugged: Live At Hull City Hall
VÖ: 12.06.2020
Acoustic Sessions
VÖ: 31.01.2020
Why Me? Why Not.
VÖ: 20.09.2019
As You Were
VÖ: 06.10.2017