Man hatte ja ein wenig Angst um Liars, nachdem sie mit ihrem klaustrophobisch verdichteten, phasenweise schwer zu ertragenden Vorgänger “WIXIW” einen inneren Seelenstriptease betrieben hatten. Das Trio befand die damaligen Aufnahmen selber als paranoid und voller Zweifel, und das sollte mit “Mess” anders werden: einfach mal nur Spaß haben, zuversichtlich und voller Freude Musik machen. Shiny happy people sind die Liars deswegen noch lange nicht, und doch lebt “Mess” von einer unvoreingenommenen Verspieltheit. Mehr denn je vernimmt man in ihren knarzenden, blubbernden, mit Polyrhythmen arbeitenden Tracks die Lust auf eine gute Party, bei der man feiert, bis der Kopf glüht. In dieser Intensität ebenfalls neu ist ihre Zitierfreude der Genres, die sie stets beeeinflusst haben; darunter Krautrock und stampfender Clubsound, aber auch Abstract Techno oder der Früh-Industrial solcher Musiker wie Throbbing Gristle oder Gary Numan. “Mess” spannt dabei einen weiten Bogen, von recht zugänglichen Floorfillern wie “Dress Walker” über seltsam versch(r)obene Instrumental-Tunes wie “Darkslide”, galaktisch flirrende Electro-Balladen wie “Left Speaker Blown”, derbe Techno-Ansagen wie “Vox Tuned D.E.D.” bis zum neunminütigen Rave-Ungetüm “Perpetual Village” mit seinen Angst einflößend verzerrten Lyrics. Es bleibt also eine Herausforderung, eine Liars-Platte von vorn bis hinten zu hören, eine, die nun wieder richtig viel Freude macht. Denn so hat man das alles noch nicht gehört.
weitere Platten
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They Threw Us All In A Trench And Stuck A Monument On Top
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