Lichen Slow
Rest Lurks
Malcolm Middletons Mitwirken an einer Platte erkennt man (neben dem schottischen Akzent natürlich) an seinen kompromisslosen Texten. Da mag die Stimmung noch so gedrückt sein, die singende Arab Strap-Hälfte findet in meist schön deftigen Worten einen Weg, sich eigenhändig aus der Misere zu ziehen. Derlei Münchhausen-Maßnahmen ist man seit Jahrzehnten von ihm gewohnt, solo sowieso, im Zusammenspiel mit Aidan Moffats Frustrierter-Lüstling-Lyrik zum Glück seit 2021 wieder. Bei Lichen Slow steht Middleton der eher unbekannte Glasgower Songwriter Joel Harries zur Seite, auffällig ist vor allem dessen hohe, seidige Gesangsstimme. Dass “Rest Lurks” trotzdem Arab-Strap-DNS innewohnt, zeigen die vorherrschenden Drumcomputer, Harries und Middleton betten sie allerdings in klassische Singer/Songwriter-Kost, die wahlweise mit Indie- oder Post-Rock-Elementen spielt. Dieses Drei-Punkte-System resultiert bereits in den Balladen “Pain Ctd” und “Hobbies” in fast hoffnungsvollen Momenten, richtig groß wird “Rest Lurks” immer dann, wenn Middletons grantiger Humor auf Arrangements trifft, die vorwärts gehen. In “Sunshine Policy (Sombre Song)” mit seinem Unwinding Hours-Finale ist das der Fall oder im grandiosen “Preset”, einem Tribut der etwas anderen Art. Ohne zu viel verraten zu wollen: Der Refrain, wenngleich unwahr, spricht in schwachen Momenten aus der Seele.
Das steckt drin: Arab Strap, Petter Carlsen, Unwinding Hours