Lies
Lies
Text: Christian Steinbrink | Erschienen in: VISIONS Nr. 361
Cap’n Jazz, Joan Of Arc, American Football, Owen – diese Liste ließe sich noch lang weiterführen. Die Brüder Tim und Mike Kinsella sowie ihr Cousin Nate haben mit diversen Bands in den vergangenen 30 Jahren ein reiches und vielseitiges musikalisches Werk geschaffen – mal gemeinsam, mal mit Bekannten aus der Indieszene Chicagos. Sie erreichten so weltweit eine treue Fangemeinde, für einen Durchbruch in den Indiemainstream reichte es bislang aber nie.
Nun unternehmen Mike und Nate als Lies einen neuen Versuch und wieder erweitern sie damit ihren stilistischen Horizont – dieses Mal sogar mit einem gewissen Risiko, alte Anhänger zu vergraulen. Denn ihr Debütalbum umfasst neben hauchzartem, melodieseligem Indiepop und sacht verästelter Post-Rock-Dynamik auch Elemente aus hymnischem, blitzblankem Electropop. Dafür nehmen sich die zwei Kinsellas alle Zeit der Welt und schöpfen die sich ihnen eröffnenden Möglichkeiten voll aus. Sie arrangieren die zwölf Songs ausladend und strecken sie auf fast eine Stunde Spielzeit. Auf ihre Fans muss das zunächst gewöhnungsbedürftig wirken, und manche Songs sind tatsächlich besonders poppig. Allerdings gewinnt “Lies” letztlich durch seine bunte, in fabelhaften Soundwelten aufgehende Kreativität. Auch auf neuem Spielfeld zeigen die Kinsellas ihre Extraklasse – so wie schon bei nahezu all ihren Bands zuvor.
Das steckt drin: American Football, Joan Of Arc, Owen