Er zeigt ein exzellentes Gespür für guten, zeitgemäßen Hardcore. Mittlerweile hat Jacob Bannon – hauptsächlich Sänger bei Converge – einige der besten Genre-Vertreter bei Deathwish unter seine Fittiche genommen. Nach der Hope Conspiracy, den alten Männern von Integrity oder auch Modern Life Is War dürfen sich Life Long Tragedy aus Kalifornien in eine illustre Gesellschaft einreihen. Nach dem nicht gerade weitläufig verbreiteten 2005er Debüt “Destined For Anything” und der Split-Single mit Final Fight stellt “Runaways” ein ernstzunehmendes, vollwertiges Stück Hardcore-Punk dar. Klassisch geschult. Vom Leben zerrüttet. Wütend. Traurig. Gebrochen. Aber ohne plakativen Hass. Und auch das altmodische Uffta-Uffta fehlt völlig. Die Band sucht ihr Heil im Midtempo – und findet es. Herausragend ist vor allem die gemächlich walzende Hymne “The Bottomless Hole”. Nach einer Minute bedrohlicher Ruhe schleicht sich plötzlich der ganz große Rock ein und Sänger Scott Phillips setzt tatsächlich zu einer Art erhabener Gesangmelodie an. Selbstverständlich gibt es einige Momente für pointende Finger (etwa “Youth” – anfänglich), dennoch ist “Runaways” angenehm unhektisch. Das belegt auch der Rausschmeißer-Titeltrack mit seinen über fünf Minuten. Mag sein, dass Life Long Tragedy eine Art melancholische Alternative zu Give Up The Ghost/American Nightmare darstellen. Und das ist doch mal herrlich.