Im wahren Leben sind die beiden nämlich für Black Mountain tätig, wo sie normalerweise Soundtracks für ganz andere Filme machen. Und zwar für solche, bei denen die Welt am Ende per Vulkanausbruch untergeht. Lightning Dust ist nur für den Fall gedacht, dass am nächsten Morgen die Sonne doch wieder aufgeht, Aschewolke hin oder her. “Fantasy” ist ganz auf rosigen Synthesizern gebettet und von einer Stimme durchwirkt, die für große Entscheidungen reserviert ist. Soll man zum Beispiel lieber den Mars kolonisieren oder besser die Venus? Die Sterne kann man offenbar auch von Vancouver aus hervorragend sehen, und zwar am besten alleine. Lightning Dust beschreiben den Sound ihres Nebenprojekts gerne als persönliches Goth-Hobby, dabei ist der Vergleich etwas irreführend. Mit ihrer chilligen 80s-Fixierung sind sie inzwischen in guter Gesellschaft, und auch persönliche Entfremdung ist spätestens seit Radiohead ein klassisches Popthema geworden. Wobei diese Band hier die Dinge am liebsten beim Namen nennt: Im so tired of this life. Am besten ist die Musik von Lightning Dust immer dann, wenn in ihrem stilvoll verdunkelten Klangkeller ein paar echte Streichinstrumente (Bratsche? Violine?) auftauchen, um den Songs eine sakrale Aura mit auf den Weg zu geben. Das ist zum Beispiel bei “Agatha” und “Fire, Flesh And Bone” der Fall, zwei späten Highlights auf dem Album, die zeigen, dass Webber und Wells nicht nur Atmosphäre draufhaben, sondern auch smartes Songwriting. Die nächste Black Mountain wird sicher der Hammer.
weitere Platten
Nostalgia Killer
VÖ: 09.06.2023
Material Life (EP)
VÖ: 23.07.2020
Spectre
VÖ: 04.10.2019
Infinite Light
VÖ: 04.08.2009
Lightning Dust
VÖ: 19.06.2007