Wayne rappt außerdem wie ein kleines Kind, sprunghaft, inkohärent und zuletzt ein bisschen schlampig. Abseits seiner Mixtapes, Rockgitarren-Ideen und sonstigen Alben waren die Carter-Platten bisher immer die, auf die man sich verlassen konnte: seine persönliche Königsdisziplin und Anlässe, um alle Kräfte zu bündeln. Folge drei machte Lil Wayne 2008 kurzzeitig zum größten Rapper der Welt, dann ging er in den Knast, und erholt hat sich seine Musik bis heute nicht. Tha Carter IV ist schon Waynes drittes Album nach der Entlassung (das neunte insgesamt), aber auch hier findet er keine Mittel, um entweder an den bombastischen Unsinn seiner besten Platten anzuschließen oder sich in eine neue vorteilhafte Position zu bringen. Abgesehen vom hellen Wahnsinn der Vorabsingle 6 Foot 7 Foot ist Tha Carter IV ein vorsichtiges Album, eher sich seiner selbst bewusst als selbstbewusst. Wayne nudelt Klischees runter, das war nie anders, aber es fehlt die spielerische Auseinandersetzung mit ihnen, die Bereitschaft, der eigenen Cartoonhaftigkeit mit Ironie zu begegnen oder sie wenigstens so weit zu übersteigern, dass es lustig werden könnte. All das waren Stärken, die Lil Wayne mal bis ins letzte Auftrags-Feature demonstriert hat; auf Tha Carter IV gelingt ihm das nur noch zweimal, im bereits erwähnten 6 Foot 7 Foot und in President Carter, das die Vereidigungszeremonie von Ex-US-Präsident Jimmy Carter als Steilvorlage für Oval-Office-Fantasien benutzt, wie sie seit Bill Clinton niemand mehr hatte.