Kein Meister ist hier vom Himmel gefallen, wohl aber ein Album. Denn auf Anweisung von Fred Durst sollte die Veröffentlichung der neuen Limp Bizkit-Platte total ‘low key’ laufen: kein Marketing, keine Interviews, keine Promotion. Das hier vorliegende Exemplar wurde dann auch nicht vom Label bemustert, sondern für 12,99 EUR in einer bundesweit tätigen Elektromarktkette erstanden. Was das soll? Nun, Limp Bizkit sind zurück auf der Straße, da wo es ‘real’ ist und wohin ihnen nur die richtigen Bizkitheads folgen. Die ungeliebten Modefans, die eh nie verstanden haben, worum es eigentlich geht, bekommen den Stuhl vor die Tür gesetzt: Es gibt keine Coverversionen von Seventies-Rock-Schmachtfetzen, keine Gastauftritte von angesagten HipHop-Kumpels und auch keine peinlichen “Wetten dass ”-Auftritte mehr. Stattdessen wurde Gitarrist Wes Borland zurückgeholt, der Härtefaktor nach oben geschraubt und im Handumdrehen ein Album eingezimmert. Doch irgendwas ging schief. Wo andere Bands nach den Aufnahmen Spreu vom Weizen trennen, hat man das Gefühl, Limp Bizkit haben hier restlos alles draufgepackt, um wenigstens eine knappe halbe Stunde Material liefern zu können. Anders lassen sich halbfertige Skizzen wie “The Key” oder “The Surrender” nicht erklären, und was der unvermeidliche “Part 2” zu bieten hat, möchte man besser gar nicht wissen. Der Versuch der Band, das mutwillig zerschlagene Glaubwürdigkeitsporzellan zu kitten, geht jedenfalls ordentlich schief. Denn obwohl Borland das ein oder andere coole Riff einspeist, fehlt den Songs der Groove und die Durchschlagskraft. Nummern wie “Nookie” oder “Rollin’” konnte man nachvollziehen und sich zumindest noch schöntrinken, doch hier hat keine der sieben Nummern auch nur annäherndes Hitpotenzial. Dazu kommt der beschränkte Horizont des ewig missverstandenen Kappenträgers: Kirche ist böse, Terror ist böse, Medien sind böse – so einfach ist die Welt des Fred Durst, der teilweise Zeilen raushaut, für die deutsche Bands Hohn, Spott und Langenscheidt auf Lebenszeit ernten würden: “I don’t like the radio/ I don’t like TV/ They’re selling so much shit these days/ And the shit is not who I want to be.” Ein Witz, und ein schlechter dazu. Denn ohne Radio und TV wäre Fred Durst nichts weiter als ein mäßig talentierter Tätowierer in Florida. And that’s the unquestionable truth.
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