Schwule und Hardcore – die ersten Assoziationen sind meist eher unmusikalischer Natur. Limp Wrist machen aber ernst.
Los Crudos haben in gewissen Kreisen einen geradezu legendären Status, außerhalb der Straight-Edge-Szene wurde die Latin-Hardcore-Band allerdings kaum wahrgenommen. Nun hat Sänger Martin Sorrondeguy mit Limp Wrist eine neue Band am Start, die nach einer ersten Single im vergangenen Jahr ihr ausschließlich als Vinyl erhältliches Debütalbum vorlegt, auf dem sie sich in geradezu atemberaubender Geschwindigkeit durch 18 kurze Songs prügelt. Dabei teilen Limp Wrist in jede Richtung aus und setzen sich zwischen alle Stühle. Bigotte Christen bekommen ihr Fett genauso weg wie nervige Verwandte oder reaktionäre Talkmasterinnen – und in einer Schwulendisco würde man die Tanzfläche mit Songs wie “O.D.d On Pop” oder “This Aint No Cross On My Hand” ohnehin in Sekundenschnelle leer fegen. Am heftigsten wird aber in Richtung der Punk- und Hardcore-Spießer ausgeteilt, und gerade in der als sexuell nicht gerade aufgeschlossen geltenden SxE-Szene dürften offensive Statements wie “I Love Hardcore Boys, I Love Boys Hardcore” oder das ironische “We Started This Band To Get Dates” für Unbehagen sorgen. Außerhalb der Hardcore-Szene wiederum wird die Band mit ihrem derb thrashigen Highspeed-Gebretter und Martins wütendem Gekeife kaum Gehör finden. Gerade diese Widersprüche machen Limp Wrist dann auch so ungewöhnlich, gut und wichtig.