Dass die musikalische Vision oberste Priorität hat, beweist Sänger und Gitarrist Adam Lennox Jr. mit einer pragmatischen Umbesetzung: Aus dem einstigen Quartett wird für Djinn ein Trio mit neuem Schlagzeuger. Die unbändige Spielfreude der drei prasselt schon im zweiten Song “Baraka” ungebremst auf den Hörer nieder: Ein funky Bass zu verzerrtem Gesang und pulsierenden Gitarren lässt kurz auf Tanzbarkeit schließen, bevor ein stürmisches Riff wie eine heftige Windböe an allen Erwartungen rüttelt, und der Funk dann gemeinsam mit orientalischen Melodien, die Lennox bei seinen Vorfahren in Marokko aufgespürt hat, wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkommt. Jedoch nur bis zum Outro, das dringlich und aufgekratzt jede Menge Noise freilegt. Die Albumversion des folgenden “Habiba” gibt sich unschuldig: Harmonische Synthies werden wie Zuckerwasser über soulige Melodien geschüttet, die an “Woodstock” von Portugal.The Man erinnern, hier aber mit mehr Tempo- und Stilwechseln spielen. Generell scheint es, als wüssten Lingua Nada ganz genau, wann man sich auf einen bestimmten Rhythmus oder eine Melodie eingelassen hat, nur um in genau diesem Moment das Steuer in die entgegengesetzte Richtung zu reißen und dabei ordentlich Staub aufzuwirbeln. Besonders eindrucksvoll gelingt das “Ex Colonialist Super Machine”, das sich zu Beginn für harten Metal ausgibt, dann groovigen Basslines und süßen Melodien Platz macht, die Tonart wechselt, dann den Takt und schließlich in mitreißende Noise-Gitarren ausbricht. So schafft man Spannung.
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Snuff
VÖ: 23.03.2018
Lingua Nada / Paan (Split-EP)
VÖ: 17.03.2017