Linkin Park
From Zero
Schon seit “Minutes To Midnight” (2007) bestehen die Kommentarspalten zur Veröffentlichung neuer Linkin-Park-Alben nahezu ausschließlich aus “Früher waren die besser”-Kommentaren. Was die Band mit “The Hunting Party” (2014) versuchte, perfektioniert sie nun auf “From Zero” und bietet ein Konglomerat aus ihren bislang veröffentlichten Alben. Vor allem gelingt der Einstieg von Emily Armstrong, die nicht nur Anfang September passend zu ihrer Strophe in “The Emptiness Machine” erstmals als neue Sängerin auf die Bühne trat, sondern auch hier den kraftvollen Einstieg übernimmt.
Auf den folgenden neun Songs bleiben Linkin Park dann gleichbleibend stark und geben ihren Fans endlich wieder jene gitarrenfokussierten Songs, die diese mit “Hybrid Theory” lieben gelernt haben. Da legen sie mit “Heavy Is The Crown” noch einmal eine Schippe “Meteora”-Vibes obendrauf, bevor mit “Over Each Other” die emotionale Ballade des Albums präsentiert wird, die den Zusatz Rock nicht vollends außer Acht lässt. Richtig aufhorchen dürften Fans der frühen 2000er spätestens bei “Casualty”, das neben Screams von Armstrong auch einen deutlich wütenderen Tonfall von Mike Shinoda beinhaltet. Ganz aus seiner Rap-Haut kommt er aber nicht heraus und gibt einem mit “Overflow” einen Song mit auf den Weg, der auch auf seinen Soloalben hätte erscheinen können – oder alternativ als die lang erwartete Zusammenarbeit von Linkin Park und den Deftones.
Apropos lang erwartet: Wer hat eigentlich vor 20 Jahren vergessen, “Two Faced” auf “Hybrid Theory” zu packen? Auch für Fans, die erst mit späteren Alben eingestiegen sind, wird gesorgt: “Stained” erinnert an “Living Things”, “IGYEIH” an “The Hunting Party”, “Good Things Go” schwankt mit seiner leichten Pop-Überproduktion auf einem ähnlich schmalen Grat zum Pathos wie “One More Light”.
Entgegen den Erwartungen ist “From Zero” keine Abhandlung über die Gefühlswelt von Linkin Park nach Chester Benningtons Tod. Stattdessen geht es zurück zum Gewohnten: Systemkritik, toxische Beziehungen, psychische Probleme und Selbstermächtigung. Nach einer knappen halben Stunde ist bereits Schluss.
Was zieht man aus diesem Neuanfang? Keine Frage, Linkin Park haben mit Bennington einen integren Teil ihrer Band verloren. Keine kleinen Fußstapfen, in die Armstrong treten muss, ähnlich dürfte es dem neuen Drummer, Colin Brittain, gehen. Aber musikalisch gelingt Linkin Park ein fulminanter Neustart, den sich viele Fans der Band sehnlich erhofft hatten. Er dürfte mindestens so spannend werden wie die vergangenen 25 Jahre.
Das steckt drin: Chester Bennington, Deftones, Rage Against The Machine
weitere Platten
Papercuts
VÖ: 12.04.2024
One More Light Live
VÖ: 15.12.2017
One More Light
VÖ: 19.05.2017
The Hunting Party
VÖ: 13.06.2014
Living Things
VÖ: 22.06.2012
A Thousand Suns
VÖ: 10.09.2010
Minutes To Midnight
VÖ: 11.05.2007
Collision Course (mit Jay-Z)
VÖ: 29.11.2004
Meteora
VÖ: 24.03.2003
Reanimation
VÖ: 30.07.2002
Hybrid Theory
VÖ: 05.02.2001