Auch wenn es viele nicht glauben wollen: Es macht bei näherer Betrachtung durchaus Sinn, dass Liquido nun in Single- und Albumtitel so offenherzig kokett mit dem Begriff Rock hantieren.
Produzent Olaf Opal rennt wohl jetzt noch durch sein Studio und lacht hämisch über den Begriff Pullunder-Pop, der sich angesichts der im Vergleich zum Debüt ausgefeilteren Gitarrenwände und der reduzierten bzw. vielseitigeren Keyboard-Parts nicht so recht über das komplette Album stülpen lassen will. Die Devise wenn, dann richtig gilt für beide Seiten der Medaille: Man bewahrt sich seine im Wortsinne kindliche Pop-Naivität (Play Some Rock, Finally Fine), versucht gar nicht erst, seine Einflüsse – wie z.B. Samiam in Suzanna oder Blink 182 bei The Joke Is On You – zu verbergen, und hinterlässt einen mit der Frage, wieso eine Band, die das Talent zur melodischen Prägnanz hat, dieses nicht nutzen sollte. Andererseits gefällt nach mehrmaligem Hören die erwachsene Seite der Band aus Substanzgründen einfach besser: In The Opera und Courtainfall sind schöne, klassisch arrangierte Indie-Rocksongs mit Hang zur Melancho-Melodie, und der Album-Höhepunkt Tired eine der stimmigsten Verquickungen aus kleiner Pein und großer Geste: Cohensche Bittersüße trifft Queens überbordende Opern-Dramen.