Liquido
dto.

Wohl selten hat eine Band beim Release ihres Debütalbums solch hochgesteckten Erwartungen standhalten müssen wie dieses Quartett ohne Ärmel. Nachdem die Top 5-Single „Narcotic” inzwischen eine halbe Million Mal über Deutschlands Ladentheken gereicht wurde (!), stehen Liquido, ob sie wollen oder nicht, unter dem Druck, die Ohrwurm-Maschinerie am Rollen zu halten. Sternschnuppe oder Fixstern – dieses Album wird es zeigen. Feststeht, daß sich Liquido verdammt viel Mühe gemacht haben, ihr Debüt kurzweilig, unterhaltsam und abwechslungsreich zu gestalten. Die Trademarks stehen, Synthieklänge und wohldosiert krachige Gitarrenwände ziehen sich ebenso wie das Gespür für eingängige Melodien und eine mal mehr, mal weniger ausgeprägte melancholische Ader wie ein roter Faden durch das Album. Aber hier passiert noch einiges mehr: Der Quasi-Chanson „Wake Me Up” glänzt durch ein ‘französisches Schlafzimmer’-Timbre in Wolfgang Schrödls schmachtender Mademoiselle-isch-will-bümsen-Stimme und die nette Akkordeon-Unterlegung. Das charmant-trashige „I’ll Have It All Today” überrascht durch die groovende Beat-Unterstützung und erinnert in seiner Flockigkeit an verspielte Pop-Perlen der Marke They Might Be Giants, während das getragene „Click Lesley” (mit Verfremdungsgejodel à la Cher im Gesang) wohl eine der zukünftigen Bandhymnen werden dürfte. Bei „Doubledecker”, der nächsten Single, kommen wiederum Tim und Wolles Vorlieben für HipHop-Beats zum Vorschein, die durch den kraftvollen Cheerleaderstimmen-Einsatz im Refrain ergänzt werden. Nach 45 Minuten freut man sich, daß es Liquido gelungen ist, eine Brücke zwischen ‘Indierock’-Verbundenheit (wofür nicht zuletzt die Verpflichtung von Produzent O.L.A.F. Opal spricht) und breitenwirksamen Popmelodien zu schlagen, und das ist wohl das beste, was der Band in der jetzigen Situation passieren kann.