Japan, die fremde Welt auf der anderen Seite der Erde. Nahezu jeder Aspekt der japanischen Kultur wirkt auf unbedarfte Europäer überwältigend, insbesondere die auf den ersten Blick widersprüchliche Gegenüberstellung von Tradition und Moderne: Tempel und Wolkenkratzer, Gebetsmühlen und Neonreklamen – oft nur durch ein Gässchen getrennt. Eine rätselhafte Etikette gilt für diese Gesellschaft, in der man zwei Leben verbringen könnte und trotzdem auf ewig Fremder bliebe, egal wie oft Bücher wie “Shogun” das romantische Gegenteil behaupten. Manchmal sieht Japans Kultur immer noch nach hermetischer Abriegelung aus, denn für jede bei uns bekannte Band scheint es dort ein Gegenstück zu geben. Mogwai haben Downy, Deafheaven haben Heaven In Her Arms und statt Battles gibt es in Japan Lite. Beide Bands gründeten sich etwa zu selben Zeit, wobei Lite nicht ganz so verschroben sind wie die New Yorker, aber nahe dran. Der Unterschied liegt in Standout-Tracks wie “Balloon” oder “Square”. Die vereinen paradoxerweise Technisches mit einer emotionalen Melodieseligkeit, bei der auch Roboterpunker ihr Elektrobier gegen Anti-Statik-Taschentücher eintauschen, womit “Cubic” quasi repräsentativ für das verwirrende Nebeneinander in Japan steht. Noch besser, weil fließender, waren Lite nur auf dem Vorgänger “Installation”. Nehmen wir dieses Album daher als Einladung zum Kennenlernen der faszinierenden Indie-Szene um Worlds End Girlfriend, Matryoshka, Anoice und alle vorher genannten Bands. Vielleicht demnächst im großen VISIONS-Japan-Special?
weitere Platten
Multiple
VÖ: 06.09.2019
Installation
VÖ: 03.02.2014