Denn einen derart offensiven Wertkonservatismus, bei des Schusters eigenen Leisten zu bleiben, erlebt man bei einem Comeback einer Band, die ihre großen Momente in den 90ern hatte, eher selten. Nun, das mag sicher auch damit zu tun haben, dass ihr ehemaliges Mastermind, Hobby-Philosoph Ed Kowalczyk, nicht mehr mit an Bord ist, sondern durch den Unified-Theory-Sänger Chris Shinn ersetzt wurde. Jener sehnt, singt und schmachtet nach Kräften, er passt auch generell gut zu diesem NeoGrunge-Sound voll durchpolierter Studiowucht. Und auch an den Songs an sich lässt sich prinzipiell wenig aussetzen: Sie sind sauber komponiert, stimmig strukturiert, glänzen mit voluminösen Gitarrensolos – aber bleiben, und das ist dann eben die Crux an dieser Wiedergeburt, durchweg bemerkenswert seelenlos. Die Platte läuft absolut problemlos durch, rein handwerklich erkennt man keine Fehler. Aber man ist eben auch zu keinem Moment wirklich berührt; stets wartet man auf den Moment, wo ein Refrain so mitreißt wie seinerzeit bei “Lightning Crashes” oder “All Over You” – aber er tritt nicht ein. So bleibt diese Rückkehr von drei Vierteln Live eine Angelegenheit für klassische Muckertypen, die sich an fein ziselierter Gitarrenarbeit und einer saftigen Studioproduktion so erfreuen können, dass ihnen die emotionale Ebene von Musik eher unwichtig scheint. Für alle anderen steht am Ende die Erkenntnis: Zu viel Reißbrett von fraglos virtuosen Musikern, aber zu wenig Seele, um ein Album mit Klasse zu sein.
weitere Platten
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V
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