Mit solchen Namen bleibt einem kaum was anderes übrig, als Rock’n’Roll-Outsider zu werden. Spätestens als der älteste Bruder Lillian 1991 den Skandalauftritt von Guns N’ Roses miterlebte, war der Grundstein für die Hardcore-Boygroup gelegt. Der Umzug aus der Heimat St. Louis nach L.A. kam als nächster entscheidender Schritt, und nachdem man mit Steve Albini die EP “Turn In Your Friends & Neighbors” produziert hatte, war das nächste heiße Rock-Ding im Feuer. Mit zwei Peitschen-Breaks à la Led Zeps “Good Times Bad Times” eröffnet “Bombs Below” das Debütalbum des Trios. Zodiac Mindwarp fährt hier mit Danko Jones Schlitten und hat die Backyard Babies im Schlepptau. Auch “March In Daylight” und “End Of Gospel” sind eine gelungene Symbiose von Testosteron und Gefühl. Blöd nur, dass man ihnen zuviel Gefühl nicht so recht abnehmen mag, die Gitarrenpopnummer “New Year” wirkt gekünstelt und auch “No New Jesus” kickt nicht richtig, weil das Trio hier zu unentschlossen agiert. Unentschlossenheit ist überhaupt das einzige Problem der Berlin-Brüder. Mächtige Riffs, eine massive Drum-Walze und rotzig-aggressive Vocals sind das Aushängeschild, doch stellen sich die Living Things auch gern mal typisch amerikanischen Alternative Rock ins Schaufenster, was die Kundschaft etwas irritieren dürfte. Nichts gegen balladeske Töne wie in “Keep It Till You Fold”, aber wirklich überzeugend sind die Living Things nur mit dem Vorschlaghammer in der Hand. Bleibt noch die Frage, warum Steve Albini solchen Dicke-Hose-Rock produziert. Die Antwort könnte lauten: Weil er auch das beeindruckend gut drauf hat.
weitere Platten
Habeas Corpus
VÖ: 17.07.2009
Ahead Of The Lions
VÖ: 24.03.2006