Vor zehn Jahren, als Frau Phair rotzig frech mit “Exile On Guyville” debütierte, aber auch noch mit “Whitechocolatespaceegg”, ihrem letzten Lebenszeichen von 1998, konnte man ihr das Attribut ‘aufregend’ guten Gewissens zusprechen. Doch heute scheint sie all ihre Unbekümmertheit verloren zu haben, statt dessen spürt man Kalkül bis ins Detail. Da fängt “Extraordinary”, der erste Song des unbetitelten vierten Albums, zwar noch pseudo-böse und heavy an, driftet dann aber rasant und unaufhaltsam in belanglose Girlie-Pop-Gefilde ab. Und mit sorgsam kalkuliertem Mädchenpower-Poprock geht es munter weiter, hier und da unterbrochen von nett dahin plätschernden bis kaum erträglichen Balladen wie “Little Digger”, “Good Love Never Dies” und “Firewalker”. Tja, und dann ist da noch die echt fetzige Nummer “Rock Me”. Mit so einem ‘rockigen’ Titel allein ist es leider nicht getan. Da könnten wir ja gleich Jeannette Biedermann glauben, dass sie die Welt rocken wird. Den Vergleich mit peinlichen deutschen Hupfdohlen muss Liz Phair zwar vielleicht noch nicht erdulden, aber allzu weit weg davon ist sie auch nicht mehr. Dabei sind nicht alle Songs so schlecht, “Love/Hate” oder “My Bionic Eyes” gehen beispielsweise durchaus in Ordnung, aber die hat sie auch ohne Fremdeinfluss produziert. Bei besagten Peinlichkeiten spürt man dagegen die aufdringliche Handschrift von The Matrix, den ‘Machern’ von Avril Lavigne und zuletzt auch Die Happy. Und wie Avril soll jetzt wohl auch Liz verkauft werden, oder warum lässt sich die 36-Jährige fürs Booklet in typischen Britney Spears-Posen ablichten? Das sollte sie mit ihrer immer noch beeindruckenden Stimme nun wirklich nicht nötig haben.