Die beste Nachricht an Lnzndrf ist, dass ihr Debüt überhaupt nicht nach den beiden Hauptbands der Beteiligten klingt. Ben Lanz (Beirut) und die Brüder Scott und Bryan Devendorf (The National) beamen einen direkt mit den ersten Takten von “Future You” zurück in eine Zeit, in der heute noch die Zukunft war: Motorikbeat, treibender Bass, spacige Gitarre, dazu die stoische Kompromisslosigkeit der frühen Trans Am, und schon steckt man mittendrin in diesem Album. Gesang gibt es erst in “Beneath The Black Sea”, das den eh schon unwahrscheinlichen Sound von Lnzndrf um eine weitere Dimension erweitert. Ja, Krautrock kann auch Hits, vor allem, wenn der Song auf einer Basslinie basiert, für die man Peter Hook bei New Order so schrecklich vermisst. Wie umfangreich der Kosmos von Lnzndrf ist, zeigt sich im dritten der acht Songs, die fast alle die Sechs-Minuten-Marke knacken: “Mt. Storm” gelingt das Kunststück, ein stoischer Stampfer zu sein, der sich zu einem sakralen Refrain weitet, der an die Melancholie von The Antlers erinnert. Mit Kind Things fügen Lnzndrf ihrem Sound die nächste unerwartete Facette hinzu und schichten die Gesangsspuren so virtuos wie Caribou. Nichts davon klingt gewollt, sondern komplett unangestrengt und organisch. Das liegt zum einen daran, dass sich die Brüder Devendorf blind verstehen, aber auch an den ausufernden Liveauftritten des Trios, die Jams gleichen. Deshalb trat das Trio Ende Februar auch an drei Abenden hintereinander in Berlin auf. Wer das verpasst hat, darf
keinesfalls dieses Album verpassen. Florian Schneider
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II
VÖ: 29.01.2021