Lo! kommen von der anderen Seite der Erde, ihr Video zu “Fire At The Child Actors Guild” hinterlässt aber bis hierhin Blessuren auf dem Trommelfell. Der Bandname wird in Sekunden zur Marke, und das sind gute Voraussetzungen für eine gewisse Neugier. Um es vorweg zu nehmen, die Pelagic-Debütanten fordern diese Neugier immer wieder beim Hörer ein und befriedigen sie mit durchweg spannenden Songs auch. Mit der Bestimmung des musikalischen Heimathafens machen Lo! es einem nicht ganz so einfach. Punk und Hardcore sind die Allgemeinplätze, von denen grobschlächtige Riffs in Richtung Metal und kurze Interludes wie Seraphim in Richtung Postrock abbiegen. Heftige Math-Ausbrüche wie “Indigo Division” und schaurige Soundtrack-Fetzen wie “Doth” werden einem dabei nicht zusammenhanglos vor die Füße geworfen, sondern sorgfältig inszeniert. Lo!s Talent liegt in einem Sinn für Dynamik, der auch bekannten Elementen aus dem Core-Bauchladen eine neue Bedeutung verleihen kann. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Kunst der Pause. Regelmäßig gestatten Lo! ihren Songs eine dynamische Auszeit, die in Hued Tarantula mit angetäuschtem TripHop und in Moira Kindle mit dem pervertierten Pop-Appeal eines Mike Patton gefüllt wird. Doch selbst das Prinzip der stilistischen Aufgeregtheit wird abgelöst, wenn Bastion mit einem schlichten Vintage-Metalriff zur Sache kommt und das Schlagzeug monoton dazu poltert. Lo! leben vom vertonten Wahnsinn wie viele andere, nur eben etwas gesünder.