Mit “Infinite Dissolution” scheinen die drei düsteren Gestalten aus Chicago noch weiter auf die dunkle Seite der Macht gewechselt zu sein, das Album klingt in weiten Teilen nach den Pforten der Hölle. Diabolische Chöre, verzerrtes Geschrei, verhallte Geräuschpassagen ohne greifbare Struktur wechseln sich mit unterkühlten Synthieflächen ab. Die Harmonien des Vorgängers sind einer boshaften Stimmung gewichen, Locrians instrumentaler Noise Rock ist an einem menschenfeindlichen Ort angekommen. Teilweise verweigert sich dieses Album jeglicher Songstruktur, zudem haben Locrian ihrer Definition von Death Metal neuen Raum gegeben, was einerseits den Gitarrenanteil auf “Infinite Dissolution” erhöht, andererseits nur noch zwei Tempi zulässt: schamanisches Mid-Tempo für Passagen, in denen keiner genau weiß, wo es hingeht, und überdrehtes 32stel-Geschrubbe. Eingefangen wurden die Songs und Versuche von Greg Norman (Pelican, Russian Circles) in Steve Albinis Electric Audio Studios. Der Sound steht somit nicht in Frage. Auch waren sie so konsequent, das komplexeste Stück des Albums “An Index Of Air” als Single auszukoppeln. Es erklärt im Grunde in knapp acht Minuten, wo Locrian 2015 stehen: Alle Instrumente finden irgendwie zusammen, obwohl das lange nicht so scheint. Es folgt ein Blast-Part mit Moog-Basslauf, der folgende Zusammenbruch wird von einem sequenzierten Moog gerettet (ja, Locrian werden von Moog gesponsort), anschließend zerfasert das Stück in Feedbacks und Geräusche. So unspektakulär sich das hier liest, klingt es auch. Locrian scheinen sich ein wenig selbst überlebt zu haben.
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