“Return To Annihilation” wirft dasselbe Problem wie die Alben von Godspeed You! Black Emperor auf, die sich von sämtlichen Konventionen verabschiedet haben. Godspeed spielen allerdings so atmosphärisch dicht, dass immer die Chance besteht, sich in dieser Welt vollständig zu verlieren. Bei “Return To Annihilation” stellt sich dieses Gefühl nicht ein, denn permanent stört irgendetwas wie eine Fliege im Gesicht. In “Eternal Return” sind es die billigen Keyboard-Streicher, die das pompöse Schlagzeugspiel begleiten, und das schräge Geschrei, das in jedem Moment an den Nerven sägt. “A Visitation From The Wrath Of Heaven” ist eine Zerreißprobe in Sachen Redundanz. Wer während eines der Achtminüter den Raum verlässt, verpasst mehrere Minuten lang nichts: Vom Schlagzeug kommt ein stoischer, unveränderter Rhythmus, aus dem Synthesizer immer wieder drei Töne in Schleife. Die Gitarre, die dazu offenbar improvisiert und experimentiert, versteckt sich leise im Hintergrund, als ob man ihr lieber nicht zu viel Bedeutung beimessen sollte. Am Ende des Songs steht ein unbefriedigendes Finale aus Lärm und Dissonanz. Einer typischen Songstruktur am nächsten ist das 15-minütige “Obsolete Elegies”, das sich mit Akustikgitarre und Klavier als Postrock-Song aufbaut, mehrere Minuten ruht und so ähnlich endet wie die brachialen Noise-Songs von Lightning Bolt in der Regel klingen. Mit viel Aufopferung und der unhinterfragten Behauptung, dass Locrian Drone- und Noise-Meister sind, ist “Return To Annihilation” etwas abzugewinnen. Sonst nicht.
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