Loma
How Will I Live Without A Body?
Tatsächlich stammt “How Will I Live Without A Body?” aus dem Gedicht einer mit dem Werk Laurie Andersons gefütterten KI. Einige dieser Zeilen haben Loma alias Jonathan Meiburg (Shearwater), Dan Duszynski und Emily Cross (Cross Record) auf ihrem dritten Werk eingestreut. Auch Cross’ Gesang wirkt nicht ganz von dieser Welt. Doch schwebt ihre Stimme über organischen, atmosphärischen Klanggebilden voller Dunkelheit und Wärme, die immer wieder unerwartete Pfade einschlagen.
“Please, Come In” empfängt mit unheilvoll anschwellendem Slowcore, aus dessen Ritzen dissonantes Akustikgitarren-Picking, Klarinette und Kuhglocke dringen. “Arrhythmia” eilt leichtfüßig auf rastlosen Schlagzeugbesen dahin. “Pink Sky” streicht als bedächtig groovender Gespenster-Jazz um die Häuser. Die düstere, ausufernde Dreampop-Ballade “Broken Doorbell” versinkt zum Schluss im Tosen des Meeres.
Überhaupt hat die Umgebung der Aufnahmen, darunter ein kleines Cottage im südenglischen Dorset, Spuren hinterlassen: Vögel zwitschern, Eulen rufen, das Tropfen eines undichten Rohres schenkt dem von flackernden Streichern umspülten “I Swallowed A Stone” seinen Beat. Am Ende fühlt man sich wie nach einer Nachtwanderung durch den Märchenwald: verwirrt, fasziniert, wohlig gegruselt. Und mit dem Wissen: Eine KI schafft so etwas (noch) nicht.
Das steckt drin: Grouper, Jenny Hval, King Hannah
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Loma
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