Es knarzt im Gebälk. Gesellschaftlich, bei guten wie schlechten alten Gewohnheiten und vermutlich auch in einem Münsteraner Landhaus irgendwann im November 2020. Dort ziehen Long Distance Calling für drei Tage ein, um erneut den kreativen Arbeitsmodus für die 2014 erschienene “Nighthawk”-EP zu aktivieren. Wenig konkrete Pläne, kaum detaillierte Erwartungen, kein Bullshit. Im Vergleich zu seinem Vorgängeralbum, das es als Instrumentalalbum in die deutschen Charts schafft, ist “Ghost” mit seinen sechs live eingespielten Stücken so wie unsere Gegenwart. Reduziert auf das Wesentliche, improvisiert statt choreographiert, entkoppelt von Zeit und Alltag. Am ehesten lässt sich das an der lebendigen Dynamik ablesen, die man auf dieser Album-Spontangeburt hört. Der Amplifier-verliebte Basssound von Jan Hoffmann darf das feine Höhen-Zischen im Mix behalten, Long-Distance-Calling-Schichtkäse aus Zusatzspuren gibt es nicht. Wenn Schlagzeuger Janosch Rathmer sein Spiel in “Black Struck” hinter traumwandlerischen Gitarren anschwellen lässt, kann man seiner Atemfrequenz beim Steigen fast zuhören. Der Stummfilm “Live From Hamburg” hat seine Spuren hinterlassen, selbst wenn das nur am Selbstbewusstsein für reines Live-Recording festzumachen ist. Ein Jam im Geisterhaus, der sich gelohnt hat.
weitere Platten
Eraser
VÖ: 26.08.2022
How Do We Want To Live?
VÖ: 26.06.2020
Stummfilm: Live From Hamburg
VÖ: 01.11.2019
Boundless
VÖ: 02.02.2018
Trips
VÖ: 29.04.2016
Nighthawk (EP)
VÖ: 26.06.2014
The Flood Inside
VÖ: 01.03.2013
Long Distance Calling
VÖ: 18.02.2011
Avoid The Light
VÖ: 24.04.2009
Satellite Bay
VÖ: 05.10.2007